Schild 6: Sanatorium

1890 erwarb F. E. Bilz das Anwesen für seine Familie und begann mit der Behandlung von Patienten. 1892 erhielt er die Konzession für eine Heilanstalt mit 15 Betten. Nach dem Bau erster Lufthütten für die Frischluftbehandlung wurde 1895 das große Kurhaus für 70 Patienten fertiggestellt. Seit 1896 wurden moderne Bade- und Gesellschaftsräume im neuen Seitenflügel genutzt. Zeitweise drei Ärzte unterstützten Bilz bei der Behandlung der täglich bis zu 180 Patienten aus dem In- und Ausland. Im Ersten Weltkrieg sanken die Besucherzahlen und erreichten nie wieder die Höchstwerte. Seit 1941 Wehrmachtslazarett und dann von der Roten Armee besetzt, diente das Sanatorium 1946 -1953 als Finanzschule Sachsen und 1953-1991 als Internat des Instituts für Lehrerbildung. Ab 2006 wurde es für Wohnzwecke saniert.

Zusatzinformationen:

Bilz schuf – ähnlich wie der von ihm sehr geschätzte Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) – ein System, das alle vorhandenen Strömungen der Naturheilkunde zusammenfasste. Er bevorzugte keine therapeutische Richtung, sondern beschrieb und nutzte die gängigen und auch weniger geübten Verfahren, schilderte deren Vorzüge und warnte, wenn es ihm geraten schien, vor einem übermäßigen Gebrauch oder der Anwendung ohne naturärztliche Verordnung bzw. Überwachung.

Zwei Grundsätze kennzeichneten sein Herangehen: erstens die Warnung vor jedweder Übertreibung. Mäßigkeit schien ihm eines der wichtigsten Prinzipien zu sein, wie der Spruch auf der Speisekarte seines Sanatoriums belegt:

„Frohen Sinnes mäßig essen,

Kauen dabei nicht vergessen,

Heißes und sehr Kaltes meiden,

Schützet uns vor vielen Leiden.“

Zweitens betonte Bilz immer die Lebensfreude. Er arbeitete nicht mit dem erhobenen Zeigefinger wie Kneipp, der beispielsweise eines seiner Bücher titelte „So sollt ihr leben!“ (Kempten: Kösel, 1893). Bilz wollte, dass die gesunde Lebensweise Spaß macht und deshalb gern gelebt wird. Das Essen sollte gesund sein, aber auch gut schmecken. Die Bewegung in frischer Luft war ein Bedürfnis und ein Spiel, aber keine lästige Pflicht.

Neben den klassischen Naturheilverfahren – Kalt- und Warmwasseranwendungen, Licht-Luft-Bäder, vegetarische und andere Diätformen, Bewegung, Massagen, Kräuterheilkunde, Regulierung von Schlafen und Wachen, seelische Beeinflussung – nutzte Bilz stets die neuesten Verfahren (nach persönlicher Prüfung am eigenen Leib). Beispiele dafür waren die „Zandergeräte“, benannt nach dem schwedischen Ingenieur Zander, der sie entwickelt und eingeführt hatte. Sie dienten wie heute Fitnessgeräte zur Übung definierter Muskelgruppen aufgrund von standardisierten Bewegungen. Auch die Anwendung des elektrischen Stroms, z.B. bei der Vibrationsmassage und beim Vier-Zellen-Bad (noch heute gebräuchlich), gehörte zu seinem Repertoire.

Historische Bilder

Zandersaal

Zandersaal

VierzellenbadLiegehalleDamenluftbadglashalleDamenbaderaumBarfußwiese